Gedanken zum Reformationstag von Pfarrer i.R. Dr. Christoph Poldrack aus Leegebruch
Ich muss besser werden! Nur als Bester habe ich eine Chance. Also Bewerbungstraining absolvieren, einen personality coach konsultieren und Kurse zur Lebensgestaltung buchen. So, wie ich bin, kann ich nicht bleiben. Ich muss hart an mir arbeiten. Nur dann kann ich mich im Spiegel betrachten, bekomme ich Anerkennung und Aufstiegschancen.
Diese Lebenseinstellung könnte glatt vom frühen Martin Luther stammen. Als Mönch tat er alles nur irgendwie Mögliche, um sich fit zu machen für Gott: Nur wenn ich alles tue, um ein sündloses Leben zu führen, wird Gott mir gnädig sein.
Wir belächeln diese naive Vorstellung. Einen gnädigen Gott suchen die wenigsten Zeitgenossen. Gleich geblieben ist aber die Haltung: Ich muss besser werden, alles aus mir herausholen, Mitbewerber schlagen. Heute fragt man: Wie bekomme ich einen gnädigen Chef, eine gewogene Personalleiterin?
Luther erkannte: Ich muss Gott nichts bieten, denn er bietet mir seine Gnade. Ich kann so leben, wie ich bin und muss mich nicht immer an anderen messen. Darin kann uns Luther ein Vorbild sein. Vielleicht bestimmt das “Immer-mehr-leisten-müssen” auch Ihren Tagesrhythmus, nur dass nicht Gott, sondern Ihre Vorgesetzte oder Lehrer Ihre Leistung bewerten.
Am Reformationstag können Sie sich entspannen und mit Luther die Einsicht genießen: Ich bin gut, wie ich bin. Wenn ich besser werden muss, dann nicht durch das Überstrapazieren meiner Person. Ich bin und bleibe ein geliebter Mensch.
Post von Deiner Kirchen
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