Templin hat die Wahl – und tut alles dafür, dass es eine gute Wahl wird. Mehr als dreihundert Interessierte waren gestern Abend zum Wahlforum in die Maria-Magdalenen-Kirche gekommen. So voll ist die große Templiner Stadtkirche selten. Kirche als Ort der Verständigung – mittendrin, statt nur dabei.
Die Idee zur gemeinsamen Veranstaltung hatten die Evangelische Kirchengemeinde Templin und die Stephanus-Stiftung. Nicht nur eine Bühne samt roter Sessel waren aufgebaut, sondern auch die volle Technik aufgefahren: Denn für die, die nicht vor Ort dabei sein konnten, gab es einen Livestream mit Chat. Mehr als 700 Menschen nutzten bis zum späten Abend diese Möglichkeit und waren über den YouTube-Kanal der Maria-Magdalenen-Kirche live dabei.
Vier der sechs Kandidierenden fürs Bürgermeisteramt waren gekommen und stellten sich 120 Fragen, die zuvor vom Vorbereitungsteam aus zahlreichen Einsendungen ausgewählt und sechs Themengruppen zugeordnet wurden. Ein Schnelldurchlauf durch die Templiner Problem- und Chancenlage – von Wirtschaft und Wohnen über Inklusion und Integration, Sicherheit und Demokratie, OPNV, Infrastruktur, Umweltschutz, Kultur und Kirche bis hin zu Jugend und Ehrenamt. Die Stadt hat Potenzial, aber auch ihre Herausforderungen. Das wird in den Antworten deutlich, die von einem fairen und respektvollen Miteinander geprägt sind.
Christian Bork (AfD), Gordon Beyer (CDU), Christian Hartphiel (SPD) und Cornelia Lambrecht-Süßenbach (Einzelbewerberin) – in dieser alphabetischen Reihenfolge werden die vier in der Öffentlichen Bekanntmachung des Templiner Wahlleiters geführt. In den Tagen zuvor hatten sie schon eine Roadshow durch die Templiner Ortsteile absolviert. Aber nicht nur deshalb wirken die Kandidierenden streckenweise wie ein gut eingespieltes Team. Bei aller Konkurrenz und Verschiedenheit in Parteibuch und Überzeugung sind sie mit der Stadt, ihren Ortsteilen und mit den Menschen, die in der Stadt und in den Dörfern leben, vertraut und seit vielen Jahren schon kommunalpolitisch und / oder ehrenamtlich engagiert.
Das Konzept der Veranstaltung ist voll aufgegangen und hat nicht nur spannende Einblicke in Vorstellungen und Pläne der Kandidierenden gewährt. Mit seinen knapp zwei Stunden verlief der Abend überaus kurzweilig. Und das ist neben der guten Auswahl der Fragen und Themenbereiche auch der beiden „Auflockerungsrunden“ geschuldet. Mittels einer zweifarbigen Tischtenniskelle mussten die Fragen mit „schwarz“ und „rot“ – entweder/oder – beantwortet werden. Das brachte zum Teil Erwartbares, aber auch überraschende Übereinstimmungen zutage, zum Beispiel beim RB63, beim Gottesdienst zum Stadtmauerfest oder bei der Frage, wie es die Kandidaten mit dem Gendern halten.
Die letzte Fragerunde war dem Publikum vorbehalten. Auch Fragen aus dem Chat wurden verlesen. Das rückte noch einmal die eine oder andere Problemlage in den Fokus, sorgte aber auch für Heiterkeit – wie zum Beispiel eine der letzten Fragen aus dem Chat von Detlef T., der von den Kandidierenden wissen wollte: „Was machen Sie als neuer Bürgermeister besser als der alte Bürgermeister?“ – Einige glaubten, das wurde an der Reaktion im Publikum und auf dem Podium deutlich, den vollen Namen von Detlef T. zu kennen. Aber das bleibt Spekulation.
Was aber feststeht ist: Das war ein guter Abend für Templin. Die Evangelische Kirchengemeinde und die Stephanus-Stiftung haben die Maria-Magdalenen-Kirche zu einem Ort der Verständigung werden lassen. Rund tausend Menschen haben in der Kirche und via Livestream das Wahlforum genutzt. Das macht Hoffnung auf eine große Wahlbeteiligung am kommenden Sonntag und auf ein weiterhin faires Miteinander.