Weihachten ohne Kirche?

Wie die Leegebrucher über sechs Jahrzehnte ihre Kirche einmal runderneuerten

Ein Weihnachten ohne Kirche – für die Leegebrucher eigentlich unvorstellbar. Denn ihre Kirche ist etwas Besonderes. Kaum jemand, der nicht um die Geschichte dieses schlichten Baus seiner Heimatgemeinde weiß und Menschen kennt, die daran mitgebaut haben. Denn gebaut wird an der Kirche eigentlich schon von Beginn an – seit 1948, als die ehemalige Krankenhausbaracke an die heutige Straße der Jungen Pioniere verbracht und dort aufgebaut wurde. Das war zu einer Zeit, als an einen Kirchenneubau nicht zu denken war. Und auch später, in den jungen DDR-Jahren waren Material- und Arbeitskräftemangel allgegenwärtig. Gebaut werden konnte nur, wenn alle mit anpackten und sich irgendwie das Material auftreiben ließ. Es war die Zeit der Feierabendbaubrigaden. In Leegebruch gab es über Generationen hinweg immer wieder Männer, die an ihrer Kirche bauten.

Denn das ursprüngliche Provisorium der „Barackenkirche“ wurde zunehmend zur Dauerlösung und das brachte Probleme mit sich. Das Material war dafür nicht vorgesehen. An den ursprünglich geplanten Kirchenneubau war spätestens Mitte der 1960er Jahre nicht mehr zu denken. Der Kirchengemeinde wurde die Baugenehmigung verwehrt.

So beginnt ab 1968 ein schrittweiser Umbau der schon baufälligen Kirchenbaracke in einen Steinbau. Offiziell durften zwar nur Reparaturen und Ausbesserungen vorgenommen werden, Am Ende waren aber alle Holzplanken durch eine massive Außenwand ersetzt. Nur der Turm war noch aus Holz – und der konnte schließlich 1975, „weil er schwankte, wenn die kleine Glocke zum Gottesdienst rief“, abgerissen und durch einen Massivbau ersetzt werden.
Auch in der Folgezeit ging es so weiter: neue Fenster, Wärmedämmung, neuer Putz – Stück für Stück schafften die Leegebrucher das in Eigenleistung bis, ja bis dem Dach die Last zu schwer zu werden drohte. Es war noch das alte von der ursprünglichen Baracke. Ein neues musste her. Und das war dann tatsächlich nicht mehr in Eigenleistung zu schaffen.

Seit dem Sommer ist die Kirche nun komplett leergeräumt und Baustelle. Das Inventar lagert in zwei großen Übersee-Containern direkt vor der Kirche. Die Arbeiten gehen gut voran, sind aber längst noch nicht abgeschlossen, auch wenn der neue Dachstuhl gerichtet und das Dach wieder dicht und bereits gedämmt ist. Es bleibt noch viel zu tun.

Für die Leegebrucher stellte sich aber die Frage: wohin? Die regelmäßigen Gottesdienste sollten ja weiterhin stattfinden. Auch die vielen Kreise, die sich in der Kirche treffen, die zugleich auch als Gemeindehaus diente, brauchten eine Bleibe. Hilfe kam von den Glaubensgeschwistern der katholischen Kirche. Anders als die evangelische Gemeinde konnten sie ihren Kirchenneubau noch 1955 vollenden und verfügen seitdem über eine massiv gebaute Kirche nebst Gemeindehaus. Ein Glücksfall – auch für Weihnachten. Denn auch zu den Christvespern kann die Gemeinde in der katholischen St. Petrus Kirche am Anger in Leegebruch unterkommen. Sie finden um 15 Uhr mit Prädikantin Gesine Utecht und um 17 Uhr mit Pfarrer i.R. Dr. Christoph Poldrack statt.

Nur die Christnacht – das werden die Leegebrucher wagen – wollen sie dann doch in ihrer angestammten Kirche feiern. „Da kommen nicht so viele Menschen wie zu den Christvespern am Nachmittag“, sagt Christoph Poldrack, der den Gottesdienst gemeinsam mit seiner Frau Nele Poldrack halten wird. Die Idee dazu sei irgendwann im Herbst entstanden, als sich herausstellte, dass der Raum zu Weihnachten auf jeden Fall trocken und nutzbar sein würde.

Weihnachten auf der Baustelle, im Rohbau einer Kirche, das habe ja auch etwas symbolhaftes, sagt Pfarrer Poldrack und verrät noch eine zweite Idee: Es wird auch wieder ein Leegebrucher Krippenspiel geben, allerdings diesmal nicht live zur Christvesper in der Kirche, sondern nur als Video. Gedreht wird auf der Baustelle. Für die Weihnachtsgeschichte sei die Kulisse geradezu ideal, freut sich der Autor, Pfarrer und Regisseur in einer Person. Gezeigt wird das Krippenspiel am Heiligen Abend im Youtube-Kanal des Kirchenkreises Oberes Havelland.


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