Ikone Weinender Christus Ukraine169

Jesus weint über seine Kirche

Andacht von Pfarrer Ralf Haska zur Frühjahrsynode des Landeskirche am 4. April in Potsdam

Nach dem Votum und dem Eingangslied „Sonne der Gerechtigkeit“ spricht Pfarrer Ralf Haska über eine Ikone aus der Meisterwerkstatt von Maria und Sergej Pawelko:

Unsere Schwestern und Brüder in der Ukraine leiden. Seit vielen Jahren. Der Leib Christi leidet und Jesus weint. Und ich will hinhören und hinschauen auf die, die da rufen aus dem größten Land Europas. Und deshalb habe ich Ihnen ein Bild mitgebracht. Ein Bild aus einer Ikonenmeisterwerkstatt von Maria und Sergej Pawelko, die viele ihrer wunderbaren Ikonen 2014 auch in unserer Kirche St. Katharina Kyjiw ausgestellt.
Sie haben im März 2022 genau diese Ikone geschrieben. Und diese Ikone drückt für mich viel von dem aus, was unsere Schwestern und Brüder da in der Ukraine erlebt haben und tagtäglich erleben: Zerstörung, Beschuss, brennende Häuser, Kirchen zerstört. Soldaten, die gekommen sind, zu zerstören und zu vergewaltigen, zu foltern und zu morden.

Und über allen weint Christus. Er weint über seiner Kirche, die der Krieg entzweireißt.

Sergej, orthodoxer Geistlicher und Maria, seine Frau sagen uns: Wir sind alles Kinder Gottes. Wir sind Christenmenschen, wir verstehen uns alle als dem Leibe Christi zugehörig. Wir müssen auch alle dem Bösen auf dieser Welt wehren. Hinschauen, nicht den Blick abwenden. Und Hinhören.

Ich frage mich seit langem, ob es nicht sein kann, dass es nicht mehr die deutsche Theologie ist, die die Impulse theologischen Denkens in die Welt sendet? Kann es sein, dass es gerade die Zeit ist, auf unsere orthodoxen Schwestern und Brüder in der Ukraine zu hören? Dass nicht nur wir es sind, die helfen, sondern dass auch von ihnen große Impulse ausgehen? Impulse, die uns handeln lassen, anders als wir es uns noch vor einiger Zeit vorgestellt haben?

Impulse auch darüber nachzudenken, dass sich durchaus auch faule Teile am Leibe Christi finden können, Teile, die die Tränen Christi hervorrufen, denen nicht dran gelegen ist, sich als Teile des einen Leibes zu verstehen? Oder die zumindest meinen, dass es berechtigt ist, gegen Teile des eigenen Leibes mit Gewalt vorzugehen?
Wenn wir vom Leib Christi reden, zu dem wir gehören durch den Geist., dann muss sich ein jedes Teil auch an diesem messen lassen. An dem Geist der Liebe und der Besonnenheit, am Geist des Friedens und der Achtung des Lebens.

Unsere Schwestern und Brüder in der Ukraine haben es am eigenen Leib erlebt, dass es Teile des Leibes Christi gibt, die ganz deutlich gegen diesen Geist stehen, die Gewalt an die Stelle des Friedens gesetzt haben.
Predigten des Patriarchen Kyrill der Orthodoxen Kirche Russlands kann man nicht mehr als Predigten bezeichnen. Sie sind politische Irrlichtereien, die dem Krieg huldigen. Ein Kriegsverbrecher an der Spitze einer großen Kirche.
Christus weint, weil Menschen leiden, unter denen, die nicht mehr der Geist Gottes treibt, sondern der Geist dieser Welt. Und der Geist dieser Welt ist einer, der den eigenen Vorteil an die erste Stelle setzt, der sich immer wieder erhöht und über andere erhebt. Christus weint über einen Geist der Lüge und der Verführung, der zur Folge hat, dass Krieg herrscht.

Das muss deutlich benannt werden. Und es müssen Ross und Reiter genannt werden.
Und so will ich einen Impuls weitergeben von Evstrati Soria, Erzbischof der OKU und Metropolit in Winnitza, 2022 noch in Kyjiw:

 

„Frieden ist einer der höchsten Werte der Menschheit. Alle unsere Religionen bekennen sich zu dem Wunsch nach Frieden. Das christliche Evangelium nennt diejenigen, die zum Frieden beitragen, selig: “Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden” (Matthäus 5,9). Der Apostel Paulus fordert alle auf: “Wenn es möglich ist, lebt, soweit es an euch liegt, mit allen Menschen in Frieden.” (Römer 12,18).
Gleichzeitig sagte Jesus, der Mensch, den wir Christen als den Sohn Gottes selbst bezeichnen, auch: “Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert” (Matthäus 10,34).
Auf den ersten Blick scheinen die Worte Jesu einen Widerspruch darzustellen. Aber in Wirklichkeit gibt es hier keinen Widerspruch. Denn der Friede, von dem das Evangelium spricht, ist ein Friede, der auf der Wahrheit und der Liebe zum Nächsten beruht.
Jesus lehnt den illusorischen Frieden des Kompromisses zwischen Wahrheit und Unwahrheit ab…
Ein solcher Pseudo-Frieden, eine solche Versöhnung in die Sklaverei, ist genau das, was Jesus in dem Zitat, das ich Ihnen oben gegeben habe, ablehnt: “Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern ein Schwert”. Es ist das Schwert der Wahrheit, das er bringt, und er setzt es gegen die verführerische Lüge des Teufels ein, man könne mit dem Bösen verhandeln.
Religiöse Führer müssen zuerst Diener der Wahrheit sein. Nur dann können wir wahre Diener des Friedens sein.“

Die Wahrheit dient dem Frieden. Und Erzbischof Soria sagt eindeutig: Es gibt keine zwei Wahrheiten. In einem Angriffskrieg muss der Angreifer deutlich benannt werden. Und vom Angreifer ist zu fordern, dass er die Waffen niederlegt, nicht aber von seinem angegriffenen Opfer. Und es ist den Leidenden beizustehen, nicht denen, die das Leid über die Menschen bringen.
Wenn wir das tun, uns nicht abbringen lassen vom Beistand und vom Hinsehen und vom Hinhören auf die Stimmen aus dem geschundenen Land, dann sind wir – so denke ich – Glieder am Leib im Geiste Jesu.
Und vor Jesus werden sich beugen alle Knie. Denn Er: war gestern und ist heute und derselbe auch in Ewigkeit.

Die Wahrheit dient dem Frieden. Und Erzbischof Soria sagt eindeutig: Es gibt keine zwei Wahrheiten.
In einem Angriffskrieg muss der Angreifer deutlich benannt werden. Und vom Angreifer ist zu fordern, dass er die Waffen niederlegt, nicht aber von seinem angegriffenen Opfer. Und es ist den Leidenden beizustehen, nicht denen, die das Leid über die Menschen bringen.

Wenn wir das tun, uns nicht abbringen lassen vom Beistand und vom Hinsehen und vom Hinhören auf die Stimmen aus dem geschundenen Land, dann sind wir – so denke ich – Glieder am Leib im Geiste Jesu.

Und vor Jesus werden sich beugen alle Knie.
Denn Er: war gestern und ist heute und derselbe auch in Ewigkeit.

Gebet
Und so wie wir gerade gesungen haben, wollen wir es tun: beten. Einreihen in dieses unaufhörliche Gebet, das um den Erdkreis geht in dem Wissen, dass auch die irdischen Reiche fallen. Und wir tun das heute auch mit Worten aus der Ukraine und leihen uns Worte, die Erzbischof Soria gefunden hat.

Herr Jesus Christus, Sohn Gottes! Du hast freiwillig gelitten, wurdest gegeißelt, mit Dornen gekrönt und bist für uns und für unser Heil am Kreuz gestorben. Du wurdest, wie der Prophet vorausgesagt hat, wegen unserer Sünden mit Geschwüren bedeckt und wegen unserer Missetaten gequält; Du hast die Strafe unserer Welt auf dich genommen, damit wir durch deine Wunden geheilt werden.

Bedenke heute, unser Retter, die unschuldigen Leiden deines Volkes, die ihm jeden Tag von Fremden zugefügt werden, die mit Krieg in das ukrainische Land kamen. Heile die Wunden der Seele und des Körpers aller, die in dieser Zeit in Trauer und des Leidens voll sind, die besonders deine Barmherzigkeit brauchen.
Du hast den Tod am Kreuz überwunden – mögen all jene, die das Kreuz anbeten und Deine Auferstehung verherrlichen, durch die Kraft des Kreuzes vor allem Bösen beschützt und bewahrt werden.
Und das Bild des Kreuzes, das die Gläubigen tragen, und das Zeichen des Kreuzes, das sie sich aufsetzen und verwenden, um überall Deinen Segen zu erflehen – lass jedem zu einem unüberwindlichen Schild werden gegen den Angriff sichtbarer und unsichtbarer Feinde und möge das Kreuz das spirituelle Schwert und unbesiegbare Waffe sein, das die Pläne der Bösen zerstört und den Sieg über das Böse erringt.

Denn wir beten dein Kreuz an, Herr, mit Glauben, und wir verherrlichen deine Auferstehung, wir haben die einzige Hoffnung auf dich, unseren Gott, und wir verherrlichen dich jetzt, immer und für immer und ewig.
Amen.

Vater Unser

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